Ich habe es erlebt

Ich habe es erlebt...!

Es ist Donnerstag, der 18.Januar 2007.Wie immer bin ich seit 5 Uhr am Morgen im Marktkauf in Oelde. Ich arbeite dort in der Wurst und Käse Bedienungsabteilung. Donnerstags ist immer viel zu tun, Käse wird geliefert und die Vorbereitungen für den Wochenendverkauf stehen an. Heute Morgen, um 4 Uhr bin ich wie immer die 25 Kilometer von meinem Zuhause nach Oelde gefahren. Aber................irgendwie war es heute anders, der Wind, die Dunkelheit, die Natur.....na ja, viel zu tun, schnell wieder vergessen.

Der späte Vormittag und Mittag brachte uns ungewöhnlich viele Kunden. Ich kannte den Grund. Es war das Wetter!

Unser Supermarkt war weit und breit der einzige Markt mit einem überdachten Parkdeck. Die Kunden konnten bei Regen und Wind trocken vom Auto in den Verkaufsraum gelangen. Das wurde immer gern angenommen bei schlechtem Wetter, so auch Heute.

Ich kannte dieses Phänomen und obwohl ich die Sonne und Wärme mochte freute ich mich über die vielen Kunden.

Für kurze Momente beunruhigte mich das was die Menschen sagten die etwas kauften oder auch nur vorbeischlenderten.

"Puhhh...was für ein Wetter!

Das ist ein starker Wind!

Der liebe Gott ist böse mit uns!

Heute Abend geht die Welt unter!

Christina, pass auf dich auf wenn du Heim fährst!

Da hilft kein Haarspray mehr...!“

"Hmmmm......" dachte ich, „wenn es so viele äußern.........wie wird es draußen sein?" Meine Abteilung gab keinen Blick nach draußen frei, so war ich gespannt.

Eigentlich wollte ich gegen 14 Uhr Feierabend und mich auf den Heimweg machen, aber es wurde später. Irgendwie war eine eigenartige Stimmung im Laden. Wo noch vorhin so viele Kunden in den Gängen waren, wurde es unglaublich leer und ruhig. Die Anzahl der Kunden wurde immer weniger. Ungewöhnlich wenig!

Kolleginnen im Laden sprachen darüber, dass einige Mitarbeiter abgesagt hatten, da sie nicht weg kamen wegen der Wetterverhältnisse. Sie erzählten, dass auch der Marktleiter schon Mitarbeiter aus dem Getränkemarkt nach draußen geschickt hatte um den Parkplatz von Ästen frei zu räumen.

Nun rief mich auch eine Kollegin an und sagte das sie nicht fahren mag bei dem Sturm. Sie klang so ängstlich. Ich war gespannt was mich da draußen erwartete.

Für unsere Abteilung heute kein Problem, denn die Kunden fehlten nun ja auch.

Als ich dann endlich um 16 Uhr die Abteilung verließ und in mein Auto stieg wunderte ich mich über den Himmel und das Wetter. Es war dunkel, dunkler als gestern, dunkler als sonst um diese Zeit und der Wind war so heftig.

Mein Weg sollte wie immer, durch Oelde, eine Landstraße entlang, durch den kleinen Ort Lette und dann auf die Bundesstraße durch Beelen in Richtung Warendorf.....nach Hause......führen!

Der Kreisverkehr auf dem noch heute Morgen noch eine Skulptur stand war leer, die bunte Figur aus der Mitte lag in der Wiese, weit entfernt.

"Wenn das der Wind schafft........." dachte ich.

Die nächsten Kilometer schon waren anders als sonst, beängstigend und laut, sehr laut. Der Wind blies so gewaltig und als ich durch Oelde fuhr überkam mich wieder dieses seltsame Gefühl. Keine Menschen weit und breit. Äste und Reklameschilder lagen überall herum.

"Schnell nach Hause!" Das war mein Gedanke .Ich war so angespannt das ich gar nicht hörte was im Radio gesagt wurde. Auf der Straße lagen Äste, die waren klein und ich fuhr einfach darüber.

Am Straßenrand bewegten sich die Bäume. Auch ganz dicke Bäume tanzten hin und her. Der Wind, der Sturm spielte mit ihnen. Ich fand es so beeindruckend. Die Natur hat so viel Kraft!

Die Landstraße hatte ich fast hinter mir und das Ortsschild Lette war schon in der Nähe. Obwohl ich den Tanz  der Bäume unglaublich aufregend und grandios fand, hatte ich Angst. Angst vor dieser Macht der Natur.

Ich dachte an einen Kinofilm! Ein Mann, der letzte Mensch auf dieser Erde............so kam ich mir nun vor. Ich war allein, weit und breit kein Mensch zu sehen.

Vielleicht traf ich jemanden wenn ich durch Lette kam, nur noch einige Meter bis in den Ort.

Plötzlich lautes Krachen, Poltern, Splittern, Knacken, Knallen................! Das riss mich aus meinen Gedanken. So laut und gewaltig!

Mit einem wahnsinnig lauten, sehr lauten Getöse stürzte ein Baum direkt vor mir auf die Straße. Ein richtig dicker Baum war direkt vor mir, vor meinem Auto auf die Straße gestürzt. Es ruckelte in mir, nie zuvor hatte ich mich so erschrocken.

Mein Herz klopfte und meine Hände zitterten. Mein Auto stand still, ich hatte es abrupt vor Schreck abgewürgt.

Da stand ich nun, ich hatte Angst, es war dunkel, kalt, der Wind tobte und niemand war zu sehen, kein Auto kam mir entgegen oder war hinter mir.........was sollte ich nun tun? Starr vor Schreck konnte ich nicht richtig denken. Einige Zeit verging wo ich nur so da saß und aus dem Fenster starrte. Sehen konnte ich kaum etwas, sogar die Straßenlaternen waren aus.

Nun kam Regen dazu und er donnerte auf die Scheibe.

"Wann wird es aufhören, wann beruhigt sich das Wetter wieder?"

Erst jetzt höre ich auch die Stimme im Radio...............KYRILL!!! Das ist der KYRILL, der Wind, das Wetter, der Sturm hatten einen Namen: Kyrill!!!

Die Dame im Radio warnte die Menschen und erzählte von bereits heute geschehenen Unglücken.

Und ich war mitten drin!

Da stand ich nun mitten auf der Straße. Vor mir der riesen Baum und um mich herum brachen immer wieder größere und kleinere Äste ab.

Auch mein Auto tanzte, es bewegte sich und bei jeder Windböe ruckelte es. Mal von der Einen, mal von der anderen Seite. So ein schweres Auto!

Mein Handy, wo war mein Handy? Ach wie froh war ich nun ein Handy zu haben. Aber..........................es war tot, keine Verbindung, Anrufen oder SMS schicken ging nicht.

Eigentlich war ich immer, auch schwierigsten Situationen gewachsen, aber nun war ich in Panik.

Wenn doch nur ein Auto käme und ich nicht mehr allein hier draußen sein müsste.

"Lieber Gott beschütze mich, ich möchte wieder heil nach Hause, bitte!"

Das Radio stellte ich sehr laut, anders als sonst spielte kaum Musik, immer kamen nur neue Warnungen und Nachrichten über KYRILL.

Plötzlich erschrak ich als ich zur Uhr blickte, es war 18 Uhr. Nein.........so lange war ich nun schon unterwegs, so lange stand ich nun schon hier!

Mein Handy.......es klingelte!

"Ingo, Ingo was soll ich tun?"

Mein Stiefsohn war am Telefon. Er machte sich ernsthaft Sorgen um mich. Aber.............Handy wieder aus. Unterbrochen, mein Schluchzen wurde lauter, ich hatte große Angst.

Ich wählte immer wieder neu, einige Male bis ich endlich wieder die Stimme von Ingo hörte. "Wo bist du?“ Ich weinte und erzählte ihm wo ich stand und das ich nicht weiter konnte.

"Bleib im Auto, bleib wo du bist, ich komme dich holen!"

Nun begann die wohl am langsamsten vergehende Zeit, die ich je erlebt hatte. Jede Minute kam mir vor wie mindestens eine Stunde. Ich saß da, im Auto, und beobachtete wie die Natur wütete. Es war so schlimm, dieses Kracken, ich hatte solche Angst dass ein Baum mein Auto trifft.

Ob wirklich Gott die Finger im Spiel hat, wie einige Kunden sagten?

Was machen die Tiere jetzt. Die vielen Rehe die ich immer sehe auf meinem Weg nach Oelde? Wo verstecken sie sich jetzt?

Meine Gedanken halfen mir die Zeit zu überstehen.

20 Uhr.......es war schon 20 Uhr…......! Nun hatte ich für nicht einmal 10 Kilometer schon 4 Stunden gebraucht. Im Stau stehen war ein anderes, besseres Gefühl. Heute war es ein Ausgeliefert sein, nicht wissen was kommt und was noch geschieht.

"Wird Ingo überhaupt durchkommen zu mir? Hätte ich doch eine dicke Jacke dabei, nie mehr werde ich ohne dicke Jacke im Auto unterwegs sein!"

Ich möchte zuhause anrufen, ich versuche Ingo auf seinem Handy zu erreichen. Nichts geht!!!

Warten, ich kann nur warten! Mein Auto ist inzwischen  gut getarnt. Es liegt voller Äste, Blätter und Sträucher und es ist so dunkel. Ich starte mein Auto und nun sehe ich im Scheinwerferlicht das die Straße nicht mehr zu erkennen ist. Voll mit allem was am Straßenrand wächst hat nun die Straße übersät.

Es ist 21.15Uhr als ich weit entfernt Scheinwerfer erkenne. "Bitte Ingo, sei du es!"

Die Scheinwerfer bewegen sich nicht mehr, aber es läuft jemand auf mein Auto zu. "INGO!!!"

"Christina, komm schnell mit."

Ich schließe mein Auto und laufe mit Ingo zu seinem Wagen. Wir stolpern über Äste und Zweige .In Sekunden nass bis auf die Haut und zerzaust wie nie. Mein Schal, mein Schal flattert im Wind und weg, weg ist er. Er fliegt hoch hinaus mit dem Wind. Endlich geschafft. Ich sitze sicher im Auto meines Stiefsohnes und bin so glücklich nicht mehr allein zu sein. Endlich nicht mehr allein hier draußen. Danke!

Ingo fährt sehr sicher und gekonnt ruhig um jedes Hindernis. Langsam, sehr langsam kommen wir voran. Es ist immer noch wie in diesem Kinofilm. Allein auf der Welt, als wären wir zwei allein auf der Welt. Kein Auto, keinen Menschen sehen wir.

Geschafft! In Warendorf angekommen. Wir sind da!!! Es ist 22.30 Uhr!!!

Auf der Straße vor dem Haus das gleiche Bild wie auf unserem Weg hierher. Äste, Dachpfannen, Hölzer, alles liegt umher.

Das war der längste Weg meines Lebens. Sehr lang an Zeit, mehr als sechs Stunden für 25 Kilometer.

Endlich fühle ich Sicherheit mit Wärme und Schutz. Starke Mauern schützen mich nun vor dem tosenden Wind, dem Sturm! Endlich.

KYRILL.....so habe ich Kyrill erlebt!!!

 

 

Rosa Elfenstaub

 

Heißer und süßer Nachmittag zu Dritt

 

Auszug

.......Ich traf ihn auf einer Party.

 Groß, gepflegt, charmant. Er trug ein weißes Hemd, ach wie sehr liebe ich diesen Anblick.

 Ein Mann im weißen Hemd, ich kann es erahnen… seine Haut, seine Härchen auf der Brust, seine Kraft!

 Wie sollte es sein, in seinen Armen zu liegen?

 Ich träumte so vor mich hin, stand da auf meinen High Heels und ein wohliges Gefühl durchströmte meinen Körper.

 „Ein Glas Champagner ?“ Die Frage riss mich aus meinem Tagtraum.

 Eine süße junge Bedienung stand mit einem Tablett  voller Gläser, gefüllt mit Champagner, vor mir.

 Ich nahm ein Glas „Dankeschön“ und schaute mich um.

 Viele interessante Menschen, doch mein Blick fiel immer wieder zu IHM, dem mit dem weißen Hemd.

 Plötzlich kam er auf mich zu und hielt mir eine Visitenkarte entgegen.

 „Ich würde Sie gern wieder sehen!“

 Ich lächelte ihn an und flüsterte… „Sehr gern!“

 Diese langweilige Party war zu Ende und ich träumte zuhause weiter.

 Ja, diesen Mann werde ich besuchen. Auf seiner Karte stand eine Büroanschrift, im Norden von Münster.

 Es reizte mich so sehr. Da ich eine Frau bin, ist mir eine kleine Lüge gestattet. Ich rief ihn an und erzählte ihm von einem Termin in Münster,

natürlich ganz in seiner Nähe.

 Ruck zuck Termin abgesprochen und mein Kopf spielte verrückt.

 Da saß ich nun in meinem Auto und fragte mich, welche Art Termin ich wohl haben sollte?

 So ein sexy Dress, Strümpfe und Strapse. Schuhe, mit denen man bestimmt kein Auto fahren darf … hey… ich war so gut gelaunt.

 Als ich den Bürokomplex in Münster erreichte, klopfte mein Herz wie wild und ich war aufgeregt, wie bei meinem ersten Date mit 17!

 Ich betrat sein elegantes Büro und eine Sekretärin führte mich gleich zu ihm. Da stand er nun vor mir. Dieser Adonis, unwiderstehlich!

 Seine Sekretärin reichte uns Kaffee, die Tasse blieb unberührt. Er schaute nur durch die Glasplatte seines Schreibtisches auf meine Beine.

 Natürlich rutschte mein Kleid hoch, sodass er sehen konnte, dass ich Strapse trug.

 Es prickelte so sehr. Ich hatte so irre Bilder im Kopf.

Diesen Mann... nur einmal............................................................................

 

 

55 plus 1

Auszug 1

Ich war Sonntag für Sonntag bei den Tanten. In deren Wohnzimmer schauten wir die Augsburger Puppenkiste. „Urmel aus dem Eis“, „Die Blechbüchsenarmee“ oder so etwas. Es war lustig, und bei den Tanten gab es Saft und Süßes zum Fernsehen. In der Küche der Tanten stand ein Eckschrank mit Plattenspieler. Märchenplatten liebte ich, besonders „Hänsel und Gretel“. Aber … diese Platten standen nicht in meinem Zuhause, bei meinen Eltern. Nein, in der Küche der Tanten. Wie verrückt ist das!
Meine Erstkommunion fand auch in diesen Räumen statt. Es wurde aufgefahren und bewirtet. Und wieder machte Tante Margret die ganze Arbeit. Meine Mutter kümmerte sich um ihr neues Kleid.
Der Gang am Nachmittag zur Andacht war wieder wie es nirgends war. Tanten und Fremde gingen mit. Ich liebte meine Tanten und ich bete noch heute zu ihnen, ich habe sie sehr gern gehabt. Und dennoch sah ich damals als Kind in meinem weißen Kleid die anderen Kinder. Mit Mama, Papa, Oma und Opa. Eine kleine Familie, heile Welt. Es stand bei ihnen die Kommunion im Vordergrund und der Sinn daraus.
Bei uns war es ein Schaulaufen der Geschäftswelt mit Kleidern und Hüten wie aus einem Magazin. Da halfen mir auch die vielen, vielen Geschenke der Untergebenen meiner Eltern und die der vielen Kunden und Geschäftspartner nicht. Liebe und Geborgenheit, von Mama in den Arm genommen werden und von Mama das Blumenkränzchen aufgesetzt bekommen … das allein war mein Wunsch. Wie oft war ich im Wohnzimmer meiner Eltern? Ich habe keine Erinnerung daran, kann aber genau sagen, wie es in den Privaträumen der Tanten ausgesehen hat.

 

Auszug 2

Liebe Mama, ich möchte so gern einmal, dass du Zeit für mich hast. Wir könnten spazieren gehen oder etwas anderes unternehmen. Andere Kinder machen so viel mit ihren Müttern. Ich möchte nicht immer nur bei den Tanten und fremden Leuten sein. Ich hab dich lieb und wünsche mir Zeit mit dir. Ich habe dir so viel zu erzählen!
Ich ging in den Laden, vorne wo die Kunden standen und gab meiner Mutter meinen Brief. Und was geschah … ich wurde so sehr ausgeschimpft wie nie. Was mir denn einfällt, so einen Brief zu schreiben!!!!!!!!!
„Du hast alles, andere Kinder haben nicht so große Häuser und Angestellte. Andere Mütter müssen sparen und du bist undankbar“, schimpfte meine Mutter. Sie verstand den Sinn meines Briefes nicht. Wieder stand nur das „Nach außen“ im Vordergrund. Ruhm und Geld! Dabei stand nichts Böses darin … nur dass ich Sehnsucht nach einer Mama habe.
Aber das Schlimmste für mich war immer, dass kein Problem, rein gar nichts bei uns privat, in unserer Familie blieb. Alles, aber auch alles bekamen fremde Leute mit. Klar, die Hausangestellten und Verkäuferinnen waren immer da, aber unter ihnen waren grauselige Frauen, und so gelangte alles nach draußen. Meine Mutter stellte sich immer über mein Wohlergehen, meine Gefühle als Tochter, als ihr Kind. Das Alter meiner Pubertät war sehr schlimm für mich, ich wurde erwachsen. Der erste BH und mein Interesse an Jungs. Kleidung und Schminken, vielleicht eine andere Frisur? Das alles war nicht wichtig und von Interesse für meine Mutter. Es waren ja immer genug Leute da, zu denen ich hätte gehen können. Fremde, Fremde eben, die angestellt waren für Geld … welches Gefühl hatten die für meine Sorgen? Nicht das geringste!

 

Auszug 3

Es ist Kirmes in Telgte. Ich stehe mit meinen drei Kindern vor einem Karussell. Katharina hatte einen außergewöhnlichen Sportwagen. Ich hatte ihn in Münster bei einem gehobenen Kinderausstatter gekauft. So stolz war ich darauf, meine Kinder bekommen keine Lumpen mehr! Natürlich fiel das Design auch auf und suchte seinesgleichen. Den Kinderwagen vor mir, meine drei Zwerge kreischend im Kinderkarussell … da spricht mich ein Mann an.
„Ist das Ihr Wagen, gehört das kleine Mädchen aus dem Wagen zu Ihnen?“
„Aber JA! Warum fragen Sie?“
„Ihre Kleine sehe ich oft mit meiner Nachbarin, wissen Sie eigentlich wie es Ihrem Kind da geht?“
Entsetzt schau ich ihn an und weiß meine Gefühle kaum zu beschreiben. Sollte ich wieder reingefallen sein auf einen bösen Menschen? Ich war doch da, habe die Wohnung, ihren eigenen kleinen Sohn gesehen. Ich hole Katharina doch am Abend nach der Arbeit immer bei ihr ab.
Der Mann nimmt meine Hand und sagt „Schauen Sie genau hin, diese Frau ist böse, böse zu Ihrem Kind. Holen Sie es da raus!!!“ Er geht, lässt mich stehen! Oh nein … hat Katharina deshalb in der letzten Zeit so teilnahmslos und still reagiert, wenn sie abgeholt wurde von der Tagesmutter? Morgen musste ich wieder zur Arbeit … was nun? Durcheinander und aufgebracht schau ich meinen lachenden Kindern im Karussell zu.
Wieder zu Hause rufe ich bei der Arbeit an und melde mich krank, eigentlich nicht mein Ding, denn ich weiß, dass eine Kollegin nun ihren freien Tag opfern muss. Am anderen Morgen fährt Katharina wie immer mit der Tagesmutter. Ich habe so eine Unruhe, muss mich zusammenreißen, um nicht sofort diese Frau zur Rede zu stellen. Ich warte bis um 9 Uhr, fahre mit dem Fahrrad zur Tagesmutter und klingle. Erschrocken, knallrot im Gesicht, steht sie vor mir.

Sie hatte ja nicht mit mir gerechnet um diese Zeit. Ich dränge sie zur Seite und stürme in die Wohnung. Ihr kleiner Sohn sitzt im Kinderstühlchen und frühstückt … genau wie meine Tochter! Allerdings sitzt diese unter dem Tisch, neben dem kleinen Hund, und hat ihr Brot im Hundenapf …! Ich kann es nicht beschreiben … mein Herz, meine Seele! Katharina geschnappt und weg … ich habe diese Frau nie mehr gesehen!
Das Jugendamt habe ich informiert, denn von ihnen hatte ich die Empfehlung, eine Tagesmutter, getestet vom Jugendamt!!!! Erschüttert in diese Institution, fand ich nun selbst eine sehr gute, liebevolle Betreuung für mein Kind. Teuer und ohne Zuschuss, aber … sehr lieb zu Katharina. Auch meine beiden anderen Kinder durften und wollten gern zu ihr, wenn ich einmal Termine hatte. Glück gehabt …!

 

Auszug 4

Nun hatte ich zwar etwas mehr Zeit, aber Zeit für mich, nein. Mein Mann wurde immer ungehaltener und das Leben immer schlimmer. Meine Töchter litten und meine Not war gewaltig. In meinem Kopf war nur noch ein einziger Gedanke. Ich will nicht mehr. Ich werde sterben. Mein Kopf beschäftigte sich nur noch mit dem WIE und WANN!
Meine Jüngste, sie wurde am meisten gehasst von meinem Mann. Was sollte aus ihr werden? Ich hatte noch immer Kontakt zu einer Freundin aus der Zeit in Telgte. Bei ihr war mein Kind sehr gern und wurde geliebt. Ich werde aufschreiben, dass sie dort leben kann.
Heute hätte ich anders entschieden. Bevor es meinen Kindern nicht gut ginge, würde ich den Mann verlassen, egal wie, egal womit, egal wie schlimm er krank ist!!!
Es ist so weit. Heute … Heute Abend ist Schluss damit, endlich wird Ruhe sein und ich kann schlafen. Es ist der 12. April. Zwei Tage vor dem Geburtstag meiner jüngsten Tochter. Ich schlafe schon seit Wochen im Wohnzimmer auf einer Matratze, weil ich die Bosheit meines Mannes nicht ertrage. Keinen Pfennig Geld habe ich, obwohl ich arbeite. Alles Geld, auch das Kindergeld, geht auf das Konto von ihm. Ich dachte, dass er mir dann Haushaltsgeld geben kann und die ewigen Vorwürfe, ungerechte Vorwürfe übers Geldausgeben, aufhören.
Wie gern hätte ich ein Geschenk für meine Tochter gehabt zum Geburtstag, aber … ohne Geld? 178 Tabletten …! Heute!!! Es ist spät, Ruhe im Haus, mein Mann liegt im Bett. Ich schreibe Briefe, Briefe für meine Kinder, für Tante Fine. Einen Brief für die zukünftige Familie meiner Jüngsten, meine Freundin Andrea in Telgte, bei der Katharina so gern war. „Bitte nehmt sie zu euch!“
Was sollte aus meiner Großen werden? Heute frage ich mich, wie meine Taten zustande kamen, so verzweifelt nach einem Weg suchen, das ließ unmenschliche Kräfte und die irrsinnigsten Gedanken in mir frei. Heute Morgen setzte ich Stephanie in den Zug und schickte sie zu ihrem leiblichen Vater nach Süddeutschland. Ein Mann, den sie kaum kannte. Welche Wahl hatte ich? Ein blaues Kostüm hängt an der Tür, ich will es im Sarg tragen. Ich bringe meinem geliebten Kind Katharina etwas zu trinken und drei Tabletten. Sie soll schlafen, schlafen und nichts mitbekommen von dieser kommenden Nacht. Mein Liebes, verzeih mir, es geht nicht anders. „Schlaf schön, ich liebe dich!“
Müde … so müde … Ruhe … endlich Ruhe! Bin ich endlich tot? Wie schön! Ich fühle mich so leicht, so entspannt, so frei. Da ist mein Vater, er weint, bittet um Verzeihung, da ist meine Oma, da ist Tante Margret … dieses Licht! So warm, so hell, so schön. Ruhe … kein Gemecker, keine Pflicht. Ich habe keine Kopfschmerzen, ich habe keine schmerzenden Füße, ich habe keine Angst, ich bin irgendwo … aber wo? Egal … hier bleibe ich. Mein Herz schlägt irgendwie ruhig. Es ist leise und warm und so friedlich. Jaaaaaaaa …! Wo ist Katharina, hat Andrea sie aufgenommen? Wird Stephanie zurechtkommen in der Fremde? Was ich nicht wusste … Stephanie war schon wieder zurück und gemeinsam mit Katharina bei meiner Freundin Andrea in Telgte.
Wenn … wenn dieses Piepen nicht wäre. „Christina, Christina … aufwachen, hallo Christina!“ Da stehen Menschen in weißer Kleidung, ich liege in einem Bett, bin überall verkabelt … was ist das hier? Wo bin ich? Ich will wieder zu diesem Licht.
„Geht alle weg. Weg hier. Lasst mich schlafen. Ich will nicht zurück.“
Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht. Aber … ich war da, lebte, war nicht im Himmel. Der gütige Blick meines Vaters war auch nur ein Bild in meinem Kopf. Sehr nette, kompetente Ärzte und Menschen halfen mir ins Leben zurück.
„Sie können den anderen nicht ändern, nur sich selbst!“, war ihre Info an mich. Ich hatte eine schöne Wohnung gefunden und wollte dort mit meinen beiden Mädchen einziehen. Endlich frei sein. Mein Mann bat und bettelte. Er will sich ändern, für die Kinder ein Vater sein. Alles sollte anders werden. Und wieder der Teufel in mir, der schreit: „GEH!“ Und wieder der Engel in mir, der sagt: „Bleib, dein Mann ist krank.“ Der Engel siegt und er zieht mit in diese neue Wohnung ein. Und wieder enttäusche ich meine Töchter.
Die Nachricht vom Tod meines Vaters kommt aus Brasilien. Ich räume gerade das Zimmer von Katharina ein, als der Anruf von so weit her kommt. Tränen? Ich habe keine Tränen mehr! Da fällt es mir zum ersten Mal auf … seit wann weine ich nicht mehr? Stephanie geht bald darauf nach London und nun geht aller Hass und alles Gemeine gegen meine jüngste Tochter.
Eine Zeit lang kämpfe ich noch. Es fällt mir immer schwerer. Ich habe Depressionen und bin lebensmüde. Ein Klinikaufenthalt muss sein. Aber … was wird aus meiner Tochter? Ich kann sie nicht bei ihm lassen. Seine letzte Aktion, so perfide wie gemein …! Unsere Küchentür hat kein Schloss, geht nach innen auf. Also macht er Tür zu, Schubladen auf und schließt die Tür zum Esszimmer ab. Katharina kann nicht in die Küche! Unglaublich, so unglaublich, und wieder trifft mich dieses Verhalten so sehr. Es tut entsetzlich weh, warum verbreitet dieser Mann so viel Hass, wo er doch alles hat?
Heute, viele, viele Jahre später, hat meine Tochter mir erzählt, dass sie schon mit einem Messer vor ihm stand.

 

Auszug 5

Dann breche ich auf meinem Geburtstag, den 15. März 2009, zusammen. Ich falle das erste Mal um, einfach so!
Klinik!!! In Münster gibt es eine Klinik für Psychosomatik. Dort soll mir geholfen werden. Inzwischen ist meine Abneigung gegen Essen sehr weit fortgeschritten. Ich leide unter einer dissoziativen Störung. Bei Essensgerüchen oder auch nur dem Anblick von Lebensmitteln falle ich einfach um. Ich werde ohnmächtig.
Das kommt auch mehrmals täglich vor. Ich kann an keinem normalen Leben teilnehmen. Der Blick in eine Zeitschrift, eine Seite mit Rezepten oder eine Kochsendung im TV, das alles reicht schon und ich falle um. Erinnerungen, die an meinen Mann erinnern, etwa wie bestimmte TV-Sendungen, die er immer geschaut hat, oder mein Blick auf eine BILD-Zeitung, lassen mich einfach umfallen.
Die Ärzte bemühen sich sehr, und auch die Therapeuten sind rund um die Uhr für mich im Einsatz. Bei mir haben sich viele Traumata ins Gehirn gebrannt, und dieses Umfallen ist ein Schutz meiner Seele bei zu viel Schmerz. Alles, was an die Zeit mit meinem Mann erinnert, birgt die Gefahr, umzufallen.
Die Ärzte sagen, dass es ein Schutz ist für mich. Wenn der Seelenschmerz zu stark wird, meldet sich mein Gehirn … UMFALLEN! Wie ein Lichtschalter, der ausgeknipst wird, schaltet sich auch bei mir alles ab und ich falle um.
Es ist hart, so hart. Meine linke Schulter tut so weh, weil ich immer darauf falle. Auch das ist ein Phänomen meiner Seele. Mein Gehirn weiß genau, wie ich fallen muss. Ich verletze mich nie ernsthaft.
Monate vergehen, ich bin zu Hause in der EOS-Klinik in Münster, fühle mich hier aufgehoben. Ich falle nicht mehr so oft um. Ich kann sogar zu den Mahlzeiten ins Esszimmer gehen, und ich ertrage es, wenn andere Patienten etwas essen. Aber … nicht immer. Oft falle ich auch einfach vom Stuhl, aber ich will. Ich will leben und eine Zukunft. Unbeherrscht von Krankheit, Dialyse und Boshaftigkeit. In der Klinik sind auch zwei Männer. Dass Männer psychisch krank werden können?
Zwei tolle Männer. Sie gehen so furchtlos mit mir um. Wenn ich umfalle, okay, dann ist das eben so. Die beiden sind sogar bereit, mit mir rauszugehen. Sie gehen auch in die Stadt mit mir. Ach, wie schön ist das! Münster, eine tolle Stadt! So viel zu sehen, und ich darf mal was anderes sehen als nur Klinik.
Bei so einem Gang durch die Stadt kam mir eine Frau entgegen.Ich sagte, „Hallo Mama!“
Die Frau ließ ihre Tasche fallen und erschrak sichtlich. Sie erkannte mich nicht, ich ging einfach weiter. Ich der Klinik zurück, aufgewühlt von der Begegnung, sprach ich mit meiner Therapeutin. Ich schrieb meiner Mutter eine Karte mit zwei Daten und Uhrzeit sowie Treffpunkt in Münster. Der erste Tag. Sie erschien nicht. Ich war traurig. Mal sehen …! Dann, am zweiten Datum, ich saß zur Tür des Cafe´s gerichtet, kam sie herein und ging wieder an mir vorbei. Was für eine Mutter … Dann im Gespräch war sie sehr kleinlaut, hörte mir zu und interessierte sich für mein Krankheitsbild. Wir verabredeten, die Vergangenheit ruhen zu lassen und neu anzufangen, ohne Damals, ohne Vorwürfe. Es war sehr schwer für mich, diese inzwischen alte Frau hatte ich doch in so schlimmer Erinnerung. Aber es ging. Wir trafen uns, redeten und lachten sogar. Wieder verging die Zeit.
Ich hatte Schmerzen in der rechten Hand, im rechten Arm. Ein Tumor in der Schulter war der Übeltäter. Als ich dann nach meiner Tumor-OP sehr schlecht zurechtkam, bemerkte ich etwas sehr Erschreckendes … meine Mutter sonnte sich in meinem Leid, sie erzählte jedem, aber auch jedem, wie es mir ging, wie meine Krankheit hieß und … ach ja … was sie alles durchmachte mit mir!

 

… PLUS 1
Es ist Frühling 2016. Nachdem ich nun aus 55 JAHREN erzählen konnte und hier im Sauerland nette Menschen kennengelernt hatte, berichtet mir eine Freundin begeistert von „neu.de“. Sie hatte einen Mann kennengelernt und war hin und weg. Ich war Witwe, Single, 55 Jahre alt und endlich auf dem Weg, gesund an Körper und Seele zu werden.
Interesse an einer Internet-Single-Aktion hatte ich nicht, auch kein Interesse mehr an Männern. Meine Freundin ließ nicht locker und präsentierte mir auf ihrem PC diese besagte Seite. Neeee … die Herren gefielen mir nicht. Doch dann, dieser eine! Er sitzt auf einem Barhocker und dann dieser Name, „GOLDEN SOUL“!
Zu Hause gleich klick, klick, anmelden und Fotos rein. Mal sehen, was das für ein Mann ist. Golden Soul! Ihm gefiel auch mein Foto …
Wir telefonieren zwei Abende. Ein Mann, der zu seinen Eltern „Mama“ und „Papa“ sagt, ein Mann, der betet …! Ich war so fasziniert. Dieser Mann, Uwe, 57 Jahre alt, selbstständiger Steuerberater in Mülheim an der Ruhr, hatte mein Interesse geweckt. Tage später, der 12. April, ein Dienstagabend sollte es sein. Bei mir zu Hause!!! Puuuuuuh … war ich aufgeregt. 19 Uhr 25 stand er vor mir.
UND BLIEB …!!! Zwei Tage, unvergessen, nie erlebt … und ab da kein Wochenende ohne ihn. Liebe, nun wusste ich, wie man „Liebe“ schreibt – drei Buchstaben, UWE!!! Zwischen uns lagen 150 km, aber egal. So eine Fernbeziehung ist doch okay.
Dachte ich, aber der Schmerz in meiner Seele, meinem Herzen, an jedem Sonntagabend war die Hölle. Dieser Mann hatte alles das, was ich mir immer von einem Mann erträumt hatte. Ja, geträumt … denn das gab es wohl nicht. Und dann? Seine Liebe, seine Hände, die Art wie er sprach. Ich war das Wichtigste in seinem Leben, nie hat ein Mann „Süße“ zu mir gesagt. Nie war ich so angekommen in starke Arme …!
Mitte Mai beschlossen wir, zusammen zu leben in meiner Wohnung im Sauerland, er konnte als selbstständiger Steuerberater auch von hier aus arbeiten. ICH!!! Die immer gesagt hatte, „Nie mehr mit einem Mann in einer Wohnung, nie mehr meine Freiheit aufgeben, nie mehr anders als in einem rosa Traum zu wohnen, nie mehr Küchendienst für einen Mann.“
Von nun an spielten meine Karussells im Kopf verrückt. Ich wollte aus „Mein“ und „Dein“ ein „UNSER“ machen, auf viel Pink und Rosa verzichten, alles neu machen in meiner, unserer Welt.
Ausräumen, umräumen, anstreichen, das alles machte mir so viel Spaß! Am 19. Juni wurde meine Küche ausgebaut, weil Uwe eine wunderschöne, neue Küche hatte. Da sein Haus komplett ausgeräumt werden musste und auch das Büro ins Sauerland verlegt wurde, lebten wir ab nun wie Vagabunden! Keine Küchen, spülen in der Badewanne. Keine Betten, auf Matratzen, zusammengebunden mit Handtaschenriemen schlafen. Meine 156 Paar Schuhe … irgendwo. Meine Kleider hier und da zwischen Staub und seinen Hemden. Meine Fingernägel, unterirdisch. Meine Haare, mon dieu! Meine Tochter, die ihre Mutter nicht versteht und wieder an Geister glaubt, wenn sie mich und meine Aktionen sieht. Aber … egal … so glücklich war ich nie zuvor.
Mein Uwe und ich haben gelacht, geweint und uns gefühlt wie mit 17! Egal was die Welt sagt, wir machen unser verrücktes Ding, sind glücklich und schmeißen unsere Leben zusammen!
Ich glaube, der Himmel hat seine Finger im Spiel, denn ein traumhaftes Büro für meinen Uwe finde ich durch Zufall. In einem Schloss. Die Schlossherrin, eine zauberhafte Lady. Ich bin fasziniert von ihr. Mein „DANKE!“ rufe ich in den Himmel.
Vier Monate nach unserem ersten Sehen steht unser neues Leben, wieder ein Traum mit etwas Rosa, etwas Lila und ganz viel Liebe.
Unsere Umwelt, Freunde und Verwandte sind sichtlich verwirrt und erstaunt.
Aber wir lassen uns von nichts und niemandem stoppen. Nun endlich Zeit, Zeit für uns, Zeit für Gespräche, Zeit uns kennenzulernen und jeden Tag aufs Neue das großartige Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Uwe arbeitet in seinem neuen Büro, ich male, schreibe und wir sind glücklich.
Es ist der 12. September, nachts um 2 Uhr 25.
„Uwe, liebst du mich?“
„Ja, und ich habe eine Gegenfrage. Willst du mich heiraten?“
Der Ring, wunderschön, er passt …!
„Ja! Ja! Ja! Ja! Ja!“
Am 12. Dezember heiraten wir, nach genau acht Monaten. Heimlich, keiner weiß Bescheid außer Uwes Eltern. Wir wollen Weihnachten alle überraschen mit traumhaften Fotos. Ich, eine Frau im Brautkleid. Unbeschreiblich …!
Dieser Traum soll nun 40 Jahre so weiter gehen. Das ist unser Wunsch! Dieser Mann, Uwe, ist mein Pflaster. Er hört sich meine Lebensgeschichten an, so nach und nach kommt alles wieder hoch bei mir. Es ist gut … endlich sprechen, endlich alles verarbeiten. Oft schaut er mich an und ich bemerke, wie wieder etwas aus den grausigen 55 hochgekommen ist, etwas das er nicht wusste.
Mein Ehemann Uwe steht allem so groß entgegen. Er steht zu mir, und die Vergangenheit ist ihm so egal. Sein Wunsch nur ist es, dass ich nie mehr so leide.
Ich lerne die Liebe kennen, ich erlebe, wie es ist, geliebt zu werden und bin ihm wichtig. Wenn dieser große, wundervolle Mann, mein Felsen, liebevoll fragt, „Was möchtest du?“, kann ich es kaum glauben. Wie wunderschön ist es, Ehefrau zu sein. Wenn ich ihn frage, wie sehr er mich liebt, ist seine Antwort: „So viel, wie es Tannennadeln im Sauerland gibt! So viel, wie schon Regentropfen
auf die Welt gefallen sind. So viel, wie es Hühnerfedern auf der Welt gibt. So viel, wie es Sterne am Himmel gibt!“
Nach 55 Jahren habe ich nun auch eine Mama, seine Mama. Mit ihren 85 Jahren ist diese Frau ein Wunder für mich … einfach so, wie ich mir immer eine Mutter gewünscht habe. Ich sage „MAMA“ zu ihr. Und der Vater von Uwe ist „ PAPA“ für mich. Wie großartig das Gefühl ist, endlich liebevolle Eltern, eine Mutter zu haben, kann ich nicht in Worte fassen. Und das Beste kommt nun in dem nächsten Satz …! Meine Tochter sagt „OMA“ zu Uwes Mutter!!! Danke, lieber Gott!!!
Dieses eine letzte Jahr hat es geschafft. Ein einziges Jahr hat 55 Jahre weit, weit übertroffen. 55 Jahre Tränen, Leid und Seelenschmerz wurden zugedeckt, vernichtet, verschüttet für immer durch Uwes Liebe, Uwes grenzenlose Liebe zu mir!

 

 

 

Hansi und Jo

Auszug 1
Christina ist ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren und sie lebt in einer Stadt im Münsterland. Hier gibt es eine sehr schöne Kapelle mit einer Statue der Mutter Gottes. Auch sonst hat diese Stadt viel zu bieten. So fließt zum Beispiel die Ems, ein großer, breiter Fluss, hindurch. Es gibt auch einen Wasserfall mit einer kleinen Insel. Dort spielen oft Kinder, was natürlich verboten ist, aber das Wasser ist so interessant und abenteuerlich. Vor allem weil immer sehr viel angespült wird vom Wasserfall – alte Schuhe, Fahrräder und leider auch Müll, den Menschen einfach in die Ems werfen. Einmal wurde sogar ein Schwein, ein richtig echtes, doch leider gestorbenes Schwein angespült. Es hatte sicher den Halt verloren auf einer der Wiesen rechts oder links der Ems. So ist es dann ins Wasser gefallen und ertrunken.
Christinas Vater hat auf der Bahnhofstraße in Telgte drei Geschäfte: einen Metzgerladen mit einer Metzgerei, ein Lebensmittelgeschäft und einen Blumenladen.
Wenn Christina nicht bei ihrem Vater in der Metzgerei ist, spielt sie in der großen Küche hinter dem Blumen- und Lebensmittelladen. Das ist sehr spannend, weil es immer etwas zu entdecken und zu schleckern gibt.
In dem kleinen Lebensmittelladen arbeitet auch ihre Oma Katharina und tippt auf den großen Tasten der großen Kasse die Zahlen der einzelnen Preise ein. Von null bis
neun muss Oma fest drücken, jede Zahl einzeln. Es gibt nur gerade Preise, zum Beispiel 1,90 DM oder 3,40 DM. An der Gemüsewaage wird auf- oder abgerundet. Das gefällt Christina sehr. Wenn die Bananen auf der Waage einen Preis von 1,47 anzeigen, dann wird aufgerundet und 1,50 DM kassiert. Wenn die Waage 1,42 anzeigt, dann wird abgerundet und 1,40 DM kassiert. Oh, wie spannend das ist! Manchmal schummelt die Oma auch ein wenig.
Wenn Christina das mitbekommt, kichert sie immer heimlich, damit niemand was mitbekommt. Und hin und wieder darf Christina auch Zahlen in die Kasse drücken, aber nur bei Kunden, die ihre Oma gut kennt. Ach, wie schön ist dieser Platz an der Kasse. Da steht im-mer eine große Kiste voll mit Schokoküssen. Eigentlich heißen sie noch Negerküsse. Es ist 1966 und Christina ist fünf Jahre alt.
Viele Jahre später wird man Schokoküsse zu der Leckerei mit dem luftigen Eischnee auf einer Waffel sagen. Weil die Menschen in der Welt im Laufe vieler Jahre mehr und mehr voneinander erfahren und in fremde, weit entfernte Länder reisen können, möchte niemand mehr einen Men-schen mit schwarzer Hautfarbe ›Neger‹ nennen. Und so verzichtet man dann auch bei der Leckerei auf das un-schöne Wort. Das ist doch wunderbar.
Einer der Schokoküsse kostet zehn Pfennig und die Omas, Opas, Tanten oder Onkel, die für Kinder einen Schoko-kuss kaufen, brauchen dafür keine Tüte, denn der leckere Kuss wird gleich aufgegessen.
Christina schleicht sich oft in den Laden hinter die Kasse und greift in die Kiste.
Dort steht auch etwas versteckt ein großes Glas mit einem schweren Deckel drauf. Darin sind winzig kleine rote Kir-schlutscher mit einem grünen Stiel, der sogar etwas glit-zert. Jedem Kind, das in den Laden kommt, wird ein Lut-scher angeboten. Die Kinder freuen sich immer über das Geschenk.

 

Auszug 2

Als die Schulklingel läutet, nimmt Christina schnell ihre Schultasche und läuft die drei Stufen herunter zu ihrem Hansi. Er nickt ein paar Mal mit seinem Kopf und die klei-nen Spieße gehen rauf und runter. Er freut sich und trägt nun auf seinem Rücken die Schultasche nach Hause. Hansi schnüffelt immer daran, weil er etwas ganz Be-stimmtes erwartet. Manchmal lässt Christina etwas von ihrem Schulkakao übrig, weil Hansi den so sehr liebt. Der kleine Rehbock kann sogar aus dem Strohhalm trinken, so gut, dass kein Tropfen daneben geht. Hmmm … wie le-cker!
Jetzt aber schnell nach Hause. Bei Papa in der Metzgerei gibt es bestimmt wieder tolle Dinge zu entdecken.
Christina muss eigentlich auf dem direkten Weg von der Schule nach Hause gehen, aber da sind unterwegs so viele Abenteuer zu erleben.
Der Böhmer Bach fließt unter der Bahnhofstraße hin-durch, und Wasser zieht Christina sehr in seinen Bann. Da leben sogar Tiere. Sie hat zwar Angst vor Mäusen und Ratten, aber das sind doch auch Lebewesen. Sie möchte mehr über die Tiere mit den langen Schwänzen erfahren.
Oh ja … und sie hat gehört, dass im Böhmer Bach sogar Bisamratten, Bieber, Marder und Otter leben sollen. Da muss sie unbedingt schauen, ob das wahr ist.
Ihr Schulweg führt über die Straße, die über den Bach führt. Von hier kann sie auf den Bach sehen. Es liegt so viel Holz und Geröll dort unten, und ein kleiner Tunnel ist dort auch. Vielleicht leben dort die Bieber! Sie darf da ja eigentlich nicht runterklettern, Papa hat es verboten, aber … Vielleicht kann sie ihre roten Gummistiefel anziehen und Hansi ein Seil um den Hals binden und sich daran festhalten. Hansi ist stark, und mit seiner Hilfe wird ihr in dem Bach nichts geschehen.
Das ist eine gute Idee, mal sehen, wann der Mut für diese Aktion groß genug ist.
Dummheiten ... ja, Dummheiten haben Christina und ihre Tiere viele gemacht und jeder Tag war voll mit neuen Abenteuern und Dummheiten.

 

ILLUSTRATIONEN
Die sehr schönen Zeichnungen zu dem Buch "Hansi und Jo" wurden
von Josephine Gottwaldt erstellt.
Da war sie erst 15 Jahre alt und ging in die 10. Schulklasse. Sie
lebt in Sachsen und ihr größtes Hobby ist Zeichnen.

Witziges aus dem Schulalltag - Ein Herz im Schulalltag im Jahr 1969

Anthologie

Oh nein, ist das langweilig! Wir sitzen da mit 26 Schülern in unserem Klassenzimmer und lauschen unserer Biologielehrerin.
Ich bin Christina und 8 Jahre alt. Das Thema ist eigentlich recht spannend, obwohl … ich kenne das alles schon.
Die anderen Kinder schauen gebannt auf das Modell in den Händen unserer Lehrerin. Sie versucht, die richtigen Worte zu finden.

Ich habe den Eindruck, dass Sie selbst nicht versteht, was Sie uns mit diesem Modell beibringen soll.
Dieses wunderschöne Ding aus Plastik in roter und blauer Farbe soll ein Herz darstellen. Ein Herz, wie es in jedem Lebewesen vorkommt. Es ist ein großes Herz, es soll wohl die Darstellung eines menschlichen Herzens sein.........

Friseur-Geschichten Anthologie - Mon dieu! Läuse!

...Ich hatte mich für den besten Friseur im Ort entschieden, ich wollte das Beste für mein Mädchen.
Wir betraten den Laden dieses tollen, angesagten Friseurs und staunten über die moderne Einrichtung.

Überall große Spiegel und silberne Kerzenleuchter. Silberne Karaffen standen dort mit großen künstlichen Blumen.
Die Kunstblumen gefielen mir nicht so gut, aber der Eindruck des Geschäftes war schon beeindruckend.
Da stand ich nun mit meinem Töchterchen an der Hand, als eine mondäne Erscheinung mit heller Stimme auf uns zukam.

Die Frau trug eine unglaubliche Frisur. So etwas wie einen Dutt, aber höher, viel höher und mit goldenen Schleifen übersät.

Whauuu …, dachte ich. Wie viel Zeit nimmt eine solche Frisur in Anspruch? Dann fielen mir die Fingernägel dieser imposanten
Person auf. Knallrot, so ein Rot hatte ich noch nie bei einem Nagellack gesehen. Und die Länge … kann sie mit so langen Fingernägeln Haare schneiden? Mir war ein wenig mulmig zumute......

Voris - Verschwörung oder rechtes Denken im Sauerland 2019

Mein Beste-Freunde-Buch Anthologie - Friedenshörnchen

Auf Christinas Balkon sieht jede Meise anders aus, es ist wie bei den Menschen.

Manche von ihnen sehen aus wie gemalt, so schön.

Andere sind zerzaust und ihre Federn stehen rechts und links vom kleinen Körper ab.

Eigenartig aber ist, dass gerade die nicht so schönen viel zutraulicher sind und sich anfassen lassen.

Sie haben keine Angst wenn Christina sich dem Vogelhäuschen nähert um Nüsse nachzufüllen.

Eines Morgens sitzt ein Eichhörnchen in dem kleinen Häuschen und futtert alle Mandeln auf.

Die Meisen sitzen auf dem Balkongeländer und zwitschern und schimpfen lauthals.

Er ist unbeeindruckt von dem Gemecker der Meisen und packt seine Backentaschen voll.

Dann springt er los und läuft über den Balkon und die Dachrinne herunter auf die Wiese. Und weg ist Er!

Christina fragt sich, ob das Eichhörnchen noch einmal zu ihr rauf kommt.

Es war so schön anzusehen, doch nun muss sie schnell das Häuschen mit Mandeln auffüllen,

damit das Gemecker aufhört. Sie will ihre gefiederten Freunde nicht verärgern.

Am nächsten Morgen sitzt das Eichhörnchen wieder im Vogelhaus, genau wie gestern und futtert die Mandeln.

Christina stellt eine mit Heu und Nüssen gefüllte alte Weinkiste auf den Balkon und hofft nun, dass die Meisen und das Eichhörnchen sich vertragen. Es hat funktioniert! Nun hat jedes seinen Futterplatz.

 

Als  sich ein Eichelhäher zu der Gesellschaft gesellt wird es spannend und ungemütlich.

Er duldet keine Meise in seiner Nähe und krächzt bedrohlich, sollte es ein Vögelchen in seine Nähe wagen.

Das Eichhörnchen ist da schon mutiger. Es streckt den Kopf aus seiner Kiste und baut sich auf, als wollte er sagen, „Hey du Vogel, das ist mein Revier und das der Meisen!“

Eines Morgens sind zwei Eichhörnchen damit beschäftigt, Mandeln und Nüsse auf den Boden vom Balkon zu verteilen. Sie arbeiten emsig und schnell. “Was soll das werden?“

Nach der Aktion verschwindet das zweite Eichhörnchen, Christina sieht es nie wieder.

Ihr kleiner Freund sitzt nun für Stunden im Vogelhaus und scheint auf etwas zu warten.

Dann geht es los. Der Eichelhäher stürmt heran und landet auf dem Geländer.

Die beiden schauen sich lange an und plötzlich fliegt der Eichelhäher auf den Boden und holt sich dort die Nüsse.

Das Eichhörnchen verschwindet in seiner Kiste und schaut dem Geschehen von dort aus zu.

Die Meisen fliegen heran und holen sich die Nüsse nun wieder aus ihrem Vogelhaus.

Christina erkennt nun den Zusammenhang. Verschiedene Tierarten lösten ihren Konflikt.

Es scheint, als hätte sich das Eichhörnchen Hilfe geholt bei  einem Verbündeten. Dieser hat geholfen und nun leben die Tiere auf Christinas Balkon friedlich zusammen.